Die Weltmeisterschaft läuft
9 Wettkampftage, erste ÖLV-Athleten am Sonntag im Einsatz
Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft hat Samstag - mit den Entscheidungen im 35 km Gehen - begonnen. Bis Sonntag, den 21. September, stehen im Olympiastadion von Tokio 49 Medaillenentscheidungen an. Insgesamt sind 2.202 Athlet:innen aus 198 Nationen im Einsatz, Österreich ist mit 10 Aktiven vertreten, die ersten (Marathonläuferin Julia Mayer, 01:00 Uhr MESZ, 1.500-m-Rekordhalter Raphael Pallitsch, 02:35, 100-m-Hürden-Sprinterin Karin Strametz, 04:28) kommen am Sonntag (2. Wettkampftag) zum Einsatz. In der Abendseesion (ab 12:25, MESZ) bestreitet 400-m-Ass ihren Vorlauf.
„Ich bin top-vorbereitet, konnte – bis auf zwei Tage – das volle Trainingsprogramm durchführen, fühle mich gut und freue mich aufs volle Nationalstadion von Tokio“, sagt die 29-Jährige. Über den Saisonhöhepunkt will sie im Vorfeld nicht zu viele Gedanken verschwenden: „Mein Anspruch ist, mein Potential abrufen zu können. Aber ich bin keine, die groß über mögliche Platzierungen nachdenkt. Bevor du dich mit dem Finale beschäftigst, musst du erst die Qualifikation überstehen. Seit den Olympischen Spielen 2024 in Paris weiß ich ganz genau, was es heißt, in der Qualifikation zu scheitern. Ich habe sehr hart daran gearbeitet, dass ich aus den Fehlern von Paris meine Lehren ziehe.“ Nachsatz: „Aber wie gesagt. Sprücheklopferin wird aus mir keine mehr! Reden wir nach der Qualifikation weiter….“
Hype um Lokalmatadorin
Die Welt-Jahresbeste und Speerwurf-Europameisterin von Rom 2024 sieht sich für Tokio nicht in der Favoritenrolle: „Die große Favoritin ist die Lokalmatadorin, Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Haruka Kitaguchi, aber sie hat natürlich auch den größten Druck. Dazu kommt eine leichte Ellbogenverletzung. Aber für mich ist Haruka trotzdem die Konkurrentin, die es zu schlagen gilt.“
Der 20.9., mit dem Speerwurf-Finale als Highlight, war der erste der neun WM-Wettkampftage, der ausverkauft war. Sehr stark haben sich heuer auch Diamond-League-Finalsiegerin Elina Tzengko (GRE) und Adriana Vilagos (SRB) präsentiert. Und Victoria Hudson? „Abwarten - in der Favoritenrolle sind andere.“
Finanzieller Anreiz
Der Internationale Weltverband (World Athletics) hat folgende Prämien ausgesprochen: 35.000 Dollar für WM-Gold, 22.000 für Silber, 16.000 für Bronze. ÖLV-Sponsor Helvetia hat folgende Prämien ausgelobt: Platz 1: 75.000 Euro, Platz 2: 50.000, Platz 3: 25.000.
Neuer Final-Modus
Die Top-12 der Qualifikation qualifizieren sich fürs Finale – das ist wie gehabt. Dann aber gibt’s eine kleine Anpassung. Die Top-10 des Finales haben drei Würfe, nach dem vierten Versuch scheiden die Nr. 9. und 10 aus, nach dem fünften, die Nummer 7 und 8.
Verpflichtender Gen-Test
Die Athletinnen mussten sich im WM-Vorfeld dem SRY-Test unterziehen, um für WM startberechtigt zu sein. Nach Angaben des Weltverbandes World Athletic haben mehr als 95 Prozent der Starterinnen den Test bereits absolviert. Gregor Högler: „Wir waren darauf vorbereitet. Vicky hat eine Blutprobe abgegeben, das war’s.“
Verstärktes Beintraining
Die Europameisterin hat zwei Kilogramm Muskelmasse im Vergleich zum letzten Jahr zugenommen. Hudson: „Dadurch bin ich körperlich widerstandsfähiger geworden. Die Gewichtszunahme hat dazu geführt, dass ich in der Vorbereitung erst ein Training versäumt habe – da hatte ich Halsweh. In der Olympia-Saison 2024 musste ich mehrmals pausieren und mit Antibiotika behandelt werden. Wir haben letztes Jahr durch Krankheit fast ein Monat an Vorbereitungszeit verloren. Das passiert jetzt nicht mehr. Dadurch kommen wir mit den Trainingsinhalten und -umfängen nicht ständig in Rücklage. Wir liegen – trotz der aktuellen Rückenverletzung - perfekt im Zeitplan.“
Rundum-Betreuung
Die Rundum-Betreuung von Leistungssport Austria in der Südstadt trägt erste Früchte. „Wir überwachen meinen Energie-Haushalt auf täglicher Basis und haben die Ernährung noch stärker an meine Bedürfnisse angepasst. Die Ernährungsberatung von Isabella Grabner-Wollek trägt Früchte“, erzählt die Weltranglisten-Achte. „Wesentlicher Unterschied: Alles läuft kontrollierter und damit sanfter ab. Heißhunger-Attacken nach einer besonders fordernden Trainings-Einheit sind Vergangenheit. Ich führe regelmäßiger Kalorien zu, das steigert den Wohlfühl- und Fitness-Faktor.“
Direkte Auswirkung. Vicky, die in der Vorbereitung auf die Olympia-Saison 2024 ein knappes Monat verletzungs- bzw. krankheitsbedingt verlor, musste in den vergangenen 33 Wochen (seit Start der Vorbereitung) eigentlich nur zwei Trainingseinheiten auslassen.
Zuletzt plagten sie leichte Rippen-Schmerzen bzw. Schmerzen an der Ferse. Hudson: „Aber das sollte mich im Wettkampf nicht behindern.“
Schnelligkeits-Überschuss
Das neue Wettkampf-Gewicht bringt auch eine Technik-Umstellung mit sich. „Wir haben sehr intensiv an der Beinkraft gearbeitet. Mehr Beinkraft heißt in der Praxis: Das Tempo im Anlauf und beim Abwurf hat sich erhöht. Dadurch wird Vickys Wurf noch schnellkräftiger, soll heißen explosiver. Das sollte sich normalerweise auch bei der Weite positiv auswirken“, analysiert Coach Gregor Högler. Victoria Hudson dazu: „Aber für meine Technik muss ich komplett locker sein, darf kein Muskel zumachen. Das wird in Tokio - neben der Tagesform – das große Kriterium sein.“