Historischer EM-Titel

11. Juni 2024

Vicky feiert "Start-Ziel"-Sieg - erster rot-weiß-roter EM-Triumph seit 1971

Unglaublich, aber wahr. Victoria Hudson gewinnt das Speerwurf-EM-Finale in Rom und krönt sich mit 64,62 m (im ersten Versuch) zur ersten rot-weiß-roten Leichtathletik-Europameisterin seit 1971!

"Ganz einfach: Wir nehmen die (erfolgreiche) Taktik von Luki", hatte Coach Gregor Högler schon nach der Speerwurf-Qualifikation zu seinem Schützling Victoria Hudson augenzwinkernd gemeint. Und beim Aufwärmen wiederholte er die Devise: "Voller Angriff, gleich vom ersten Wurf an! Dann holst auch du eine Medaille!"

Gesagt, getan! Die 28-jährige Niederösterreicherin legte zu später Stunde (21:45 Uhr) furios los und warf den Speer im 1. Versuch auf sehr gute 64,62 m. Deutlich weiter als alle anderen Finalistinnen heuer bislang geworfen hatten. Nur Hudson selbst hatte ihren ÖLV-Rekord von 66,06 m als Saisonbestmarke stehen, sprich noch deutlich weiter. Auch im 2. Versuch war die Führende der Europarangliste mit dem (einzigen) 60-m-Wurf, genaue Marke: 60,35, die Nummer eins, konnte sich aber vorläufig nicht verbessern. Im dritten Versuch kam der erste ungültige Versuch und die Konkurrenz legte nach. Zur Halbzeit lag Hudson weiter auf Rang eins, auf den Plätzen 2 und 3 - in Schlagdistanz - folgten die Vize-Europameisterin von München Adriana Vilagos (SRB/64,42 m - U-23-Jahresbestmarke) und die Qualifikationsbeste Marie-Therese Obst (NOR/63,50). Der Abstand zu Platz vier (Christin Hussong/GER/61,92) war mit 2,70 m doch relativ beruhigend. Zu diesem Zeitpunkt waren Rio-Olympiasiegerin Sara Kolak (CRO/55,90/11.) und die Silbermedaillengewinnerin von Tokio Maria Andrejczyk (POL/58,29/10.) bereits ausgeschieden.

Nicht nachlassen war die Devise. Victoria Hudson legte weitere Versuche von 61,75 m und 62,74 m nach. Nur die Tschechin Nikola Ogrodnikova, mit 33 älteste Teilnehmerin im Feld und schon Diamond-Final-Siegerin, konnte in dieser Phase halbwegs mithalten (61,75). Aber die rot-weiß-rote Führung hielt weiter. Und langsam durfte die ÖLV-Rekordhalterin nicht nur von einer Medaille, sondern sogar vom Titelgewinn träumen. "Nicht nachlassen, voller Angriff", brüllte Erfolgscoach Gregor Högler von der Tribüne in Richtung seiner Athletin. Ein Versuch trennte die noch vom historischen Gold, dem ersten LA-Europameistertitel für Österreich seit Ilona Gusenbauer 1971 (im Hochsprung).

Während die italienischen Fans die EM-Goldmedaille von Hochsprung-Olympiasieger und Lokalmatador Gianmarco Tamberi (ITA) feierten, scheiterte eine Konkurrentin nach der anderen an Hudsons Bestmarke. Schon vor dem letzten Wurf durfte die 28-jährige Niederösterreicherin über Gold jubeln. Im letzten Versuch warf sie 59,55 m, dann sank sie vor Rührung in die Knie. Der historische EM-Triumph war Realität und Vicky vergoss erste Freudentränen.