Kein Tag für Top-Favoritinnen

21. September 2025

Speerwurf-Finalanalyse von Coach Gregor Högler

Platz 10, 59,52 m, 1 gültiger Versuch - soweit die WM-Final-Zahlen von Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson. Die Analyse von Coach Gregor Högler fiel dann doch deutlich umfangreicher aus. Der 53-jährige Wiener über...

... den Ausgang des Speerwurf-Finales: "Mit dem Namen Juleisy Angulo aus Ecuador konnte ich vor dem Finale nichts anfangen, ich kannte sie nicht. Sie ist Nr. 31 der Weltrangliste, war Zweite der Südamerika-Meisterschaften. Eine, die bislang als Bestleistung 63 m stehen hatte. Sie warf am richtigen Tag neuen Landesrekord, jetzt hat sie WM-Gold und man wird sich den Namen merken müssen. Was sich dazu sagen lässt? Alle Favoritinnen - Adriana Vilagos, die heuer die meisten Würfe über 65 m hatte, die Diamond-League-Finalsiegerin Elina Tzengko und auch Olympia-Silbermedaillengewinnerin Jo-Anne Du Plessis - haben das Podium verpasst. Von Olympiasiegerin & Titelverteidigerin Haruka Kitagushi gar nicht zu reden, die hat sich nicht einmal fürs Finale qualifiziert. Vicky galt nicht als Favoritin, trotz der Welt-jahresbestleistung, dazu war ihre Saison zu wechselhaft. Nach der nervenaufreibenden Qualifikation waren wir trotzdem zuversichtlich. Wir haben gehofft, dass sie das Gefühl ins Finale mitnehmen kann. Diesen dritten Wurf... Wir wollten gleich mit einer guten Weite im Finale aufzeigen, wie 2024 bei der EM in Rom. Aber das Risiko ging leider nicht auf. Der zweite Versuch war unter 60 m. Dann bekommst du Druck - speziell mit dem neuen K.o-System."

... die vier Versuche der ÖLV-Rekordhalterin: "Man kann über die vier Zentimeter jammern, die für einen fünften Versuch fehlten. Aber es hilft nichts. Vicky hat riskiert. Sie hat sich gut bewegt. Die Form war da... Man kann ihr nichts vorwerfen. Sie hat gekämpft, aber ohne einen guten Wurf, hast du in einem WM-Finale keine Chance. Letztlich war Vicky heuer nicht konstant genug, was zum Großteil mit Verletzungen und Krankheiten zurückzuführen war. Das muss man akzeptieren. Fehlende Konstanz ist natürlich nicht die optimale Ausgangsposition für ein WM-Finale. Trotzdem hätte Vicky heute zuschlagen können."

... die komplette Saisonbilanz: "Vicky hat auch heuer gezeigt, dass sie alle schlagen kann. Es ist großartig, dass sie die Welt-Jahresbestenlise anführt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Das hatten wir in Österreich noch nie. Das ist natürlich für jetzt ein schwacher Trost und soll auch nicht als Ausrede gelten. Aber natürlich wollen wir in erster Linie bei den Großereignissen abliefern. Wie schwer das im Speerwerfen mitunter ist, hat Tokio wieder gezeigt. Platz 10 bei einer WM ist nicht unser Anspruch, aber trotzdem muss man da erst hinkommen. Ich kann versprechen: Wir werden weiterarbeiten Vicky wird wiederkommen!"