Lohn für 12 Jahre harte Arbeit

Der Traum wird Wirklichkeit: Mittwoch, 19:40 Uhr, Medal Plaza, östlich des Olympia-Stadions in Rom: Campione europeo dell' Austria, European champion, representing Austria: VICTORIA HUDSON. Mit fast 24-stündiger Verspätung darf die erste rot-weiß-rote Europameisterin seit 1971 ihre Goldmedaille in Empfang nehmen und die österreichische Bundeshymne - mit Edelmetall um den Hals - genießen. "Ein Gänsehaut-Moment, der Lohn für harte Arbeit."

Rückblick in das Jahr 2012: Vicky ist 16 Jahre alt, betreibt seit drei Jahren Leichtathletik beim SV Schwechat, als sie vom Verein ihren ersten Speer geschenkt bekommt, gut 900 Euro wert, ein Nemeth 600 g Wettkampf-Speer. "Sehr viel hat sich seit damals geändert, um nicht zu sagen alles. Damals hab' ich begonnen, von einer Karriere als Leistungssportlerin zu träumen. Ich wusste nur, ich habe Talent. Beim Cricket-Training von meinem Vater hab' ich härter und weiter geworfen als die Erwachsenen (Männer)."

Mehr als 12.000 Würfe und 12 Jahre später ist die Niederösterreicherin Europas beste Speerwerferin, mit der EM-Goldmedaille um den Hals und die Nummer 4 der Welt. In der Welt-Jahresbestenliste 2023 wird sie mit dem ÖLV-Rekordwurf von Eisenstadt als Nummer zwei geführt (66,06 m). Aus dem Talent Vicky H. ist längst eine Weltklasse-Athletin geworden. Sportlich betreut wird sie von einem fünfköpfigen Team: Coach Gregor Högler, Co-Trainer Benjamin Rauscher, Arzt Richie Högler, Physiotherapeut Freddy Siemes und Sportmasseurin Patricia Hana. Nur der Speer ist nach wie vor derselbe, Baujahr 2012, das SVS-Geschenk. "Einzig die Wicklung am Griff ändern wir regelmäßig."

Geht's nach Coach Gregor Högler, dann wird Vicky bei Olympia mit einem Konkurrenzprodukt werfen - dem Valhalla von Nordic Kostenpunkt: 1.176 Euro, gelb-lila, aus Kohlefaser, mit Next Generation Sharp Spitze, ein Must-Have für Profiwerfer, heißt es in der schwedischen Produktbeschreibung.

Freitagnachmittag wird Europameisterin Victoria Hudson aus Rom zurückerwartet. Bereits Montag, den 17. Juni, beginnt für die 28-jährige Niederösterreicherin die unmittelbare Wettkampfvorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris. "Wir trainieren mit beiden Speeren. Welcher genommen wird, das entscheiden wir kurzfristig," sagt Gregor Högler. Nachsatz: "Ich würde den Valhalla nehmen."

Aber noch hat Vicky nicht Ja gesagt...