"Mama, Entschuldigung fürs Zittern!"

19. September 2025

Die ersten Worte von Vicky nach Verlassen der Speerwurf-Anlage und erfolgreicher WM-Finalqualifikation

Knapp eine halbe Stunde war Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson in den Stadion-Katakomben mit Interview-Verpflichtungen beschläftigt, ehe sie Freund Gregor in den Arm nehmen konnte. Die 29-jährige Niederösterreicherin über...

.... die Anspannung bis zum dritten und letzten Versuch: "Das war genau die Situation, die ich unter allen Umständen vermeiden hätte wollen - alles oder nicht. Entschuldigung, Mama, die ist sicher halb vom Sessel gefallen, vor lauter Aufregung. Das hätte ich ihr und auch mir gerne erspart. Aber ich war sehr zuversichtlich, habe mich heute beim Einwerfen viel besser gefühlt als bei den bisherigen Saison-Wettkämpfen, auch besser als letztes Jahr (bei Olympia) in Paris. Heute hätte ich mich vermutlich noch mehr geärgert als letztes Jahr, weil ich wusste, das Gefühl passt, ich bin gut vorbereitet. Alles ist angerichtet. Also habe ich mir eingeredet: Du hast das drauf, kannst auch im dritten Versuch richtig weit werfen. Ich wollte unbedingt noch die 62,50 m knacken, die direkte Final-Qualifikationsweite. Viel Spielraum nach unten war ohnehin nicht. Mit 60,98 m bist du noch ins Finale gerutscht, mit 60,49 war's vorbei. Also war klar: Greif' die 62,50 m an.... Ich hatte einen strikten Plan, habe mich im Anlauf auf die wesentlichen Abwurf-Parameter konzentriert und bin ruhig geblieben. Schön, dass das so gut geklappt hat. Und ich nicht noch auf die Weiten der anderen warten musste."

... das Ausscheiden von Olympiasiegerin Haruka Kitaguchi: "Ich hab's überhaupt nicht mitbekommen, sie war ja in Gruppe A dran. Aber es zeigt, dass bei nur drei Versuchen selbst eine Nummer eins wie Haruka ausscheiden kann. Das geht schneller als man denkt, wenn man sich am Tag X nicht ganz optimal fühlt... Auch die Diamond-League-Finalsiegerin Elina Tzengko hätte es ja fast erwischt. Es kann schnell gehen, leider."

... die Devise fürs samstägige Finale: "Wir werden das im Team noch in Ruhe besprechen. Aber natürlich werden alle zwölf Finalistinnen am Samstag noch mehr ans Limit gehen und pushen... Meine Herangehensweise ist simpel: Ich werde versuchen, das volle Stadion und die tolle Stimmung einzusaugen, mich ganz auf mich und meine Würfe zu konzentrieren. Und wenn ich den Abwurf gut hinbekomme, bin ich absolut konkurrenzfähig. Das weiß ich nicht erst seit heute. Aber wir beginnen morgen wieder bei null. Neuer Tag, neue Herausforderung."

... die letzten Vorbereitungsschritte: "Ich werde lange schlafen, mich dann von meinem Physio Frederik Siemes behandeln lassen und eine Teambesprechung punkto Taktik wird's auch geben. Meine Wettkampfsachen werde ich heute noch zusammenrichten. Das ist ein gewohntes Ritual."